Von Erbmarschällen und Bierbrauern
„Alles Schwicheldt – von Celle bis Goslar“, heißt das Motto Dr. Holländers in Bezug auf die noch heute zu sehenden ehemaligen Wohnsitze und das Wirken der Grafenfamilie. So gibt es in Goslar noch drei erhaltene stattliche Wohnhäuser. In Flachstöckheim erinnert eine großzügige Gutsanlage an den fast 500-jährigen Stammsitz der Familie. 1843 kaufte Jobst Ernst Graf von Schwicheldt das Gut Schwicheldt zurück, das seit dem 14. Jahrhundert von der Familie von Oberg bewirtschaftet worden war. Hauptsitz der Familie wurde aber ab 1862 das eindrucksvolle, von Boguslav Graf von Schwicheldt erworbene Schloss Söder südöstlich von Hildesheim. In Celle, in der es genau wie in Goslar eine Schwicheldtstraße gibt, steht die Erinnerung an die besonderen Leistungen als Staatsdiener im Vordergrund.
Leider gibt es in Peine nur noch wenige Zeugnisse der Vergangenheit. Obwohl die Grafen von Schwicheldt die Geschichte unserer Region, insbesondere als Erbmarschall im Fürstbistum Hildesheim, über Jahrhunderte beeinflussten. Sie bekleideten wichtige und einflussreiche Staatsämter und übten in Peine 1359 auch das Amt des Burgmanns aus. Ab 1510 befand sich der Schwicheldtsche Hof oder Marschallhof im Besitz der Familie, 1907 starb dort der letzte Graf von Schwicheldt. In den 1970 er Jahren erfolgte der Abriss, ungefähr dort wurde 1974 das Karstadt-Kaufhaus, später Hertie, errichtet. Erhalten geblieben sind allerdings die Epitaphe und Grabplatten der Familienmitglieder, die man heute in und an der Peiner Jakobikirche findet.
Auch Erbmarschall Jobst Karl Graf von Schwicheldt hat seinen Platz in der Peiner Geschichte gefunden. Er ließ im Jahre 1700 auf seinem Gutshof in Peine eine Brauanlage errichten, um so das für seine eigenen Gutsuntertanen benötigte Bier selbst herstellen und auch außerhalb seines Herrschaftsbereichs verkaufen zu können. Das stieß auf den Widerstand der Peiner Brauer, die den Standpunkt vertraten, dass nur sie brauberechtigt seien. Es kam zu einer Auseinandersetzung um die Auslieferung des Bieres, die als „Peiner Bierkrieg“ bekannt geworden ist. Zu einem offenen Kampf mit dem kriegserfahrenen Soldaten ist es dennoch nicht gekommen, die Peiner Brauer mussten auf höchstrichterlichen Beschluss des Reichsgerichtshofes in Wien das Braurecht des Grafen anerkennen.
Der Vortrag, der in unterhaltender Form vorgetragen wurde, animierte die Zuhörer zu einigen Fragen, deren Beantwortung Dr. Holländer gerne nachkam.
Bei Apfelpunsch und in kleinen Gesprächsrunden fand der Abend seinen geselligen Abschluss.